In Luxemburg gibt es den Girl’s Day seit nunmehr 5 Jahren - mit
Erfolg! Organisationen und Verwaltungen öffnen für einen Tag ihre Türen und
bieten Mädchen ab 12 Jahren Gelegenheit, Einblicke in den Berufsalltag und
praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Der Schwerpunkt der
Angebote liegt im technischen und handwerklich-technischen Bereich mit dem Ziel,
Mädchen diese Berufsfelder vorzustellen und ihr Interesse für Technik und
Technologien zu wecken.
Die AHL kritisiert dies mit Argumenten die m. E. sexistischer
nicht sein könnten - allerdings nicht ohne, im Gegenzug, den InitiatorInnen und
OrganisatorInnen des Girl’s Day ihrerseits Sexismus vorzuwerfen..... Einige
Beispiele:
Laut AHL haben neuere Studien ergeben, dass zwischen Frauen und
Männern mentale biologische Unterschiede bestehen die - nicht nur - auf
hormonelle Einwirkungen auf das Gehirn zurückzuführen sind (....des différences
mentales biologiques entre garçons et filles, notamment mais pas exclusivement
en raison d'influences hormonales sur le cerveau et ce depuis le plus jeune
âge). Interessant - nur in Anbetracht der Vielzahl an kontroversen Studien
die in diesem Bereich vorliegen, auf welche Studien beziehen Sie sich, wer hat
sie durchgeführt und unter welchen Umständen? Vor allem aber, was sind die
detaillierten Resultate der genannten Studien und ist es wissenschaftlich
gerechtfertigt sie hier in diesem Sinne zu übertragen und als Argumentation
anzuführen? Die Quellenangabe sucht man vergebens.
Außerdem sind Sie der Meinung, dass Frauen sich aus
Vereinbarkeitsgründen (Beruf-Familie) für bestimmte Berufsrichtungen
entscheiden. Dies ist sicher im Einzelfall oftmals gegeben. In diesem Sinne
appelliere ich auch hier an Sie als AHL, Ihre Mitglieder - die Männer also -
dazu zu bewegen, ein Mehr an familiären Aufgaben wahrzunehmen. Denn – auch
entsprechend Ihrer Argumentation – würde u.a. eine solche Einstellungsänderung
im familiären Bereich den Mädchen und Frauen mehr Freiheit in der Berufswahl
bieten.
Nun aber einige Fakten dazu, warum der alljährige Girls Day auch
weiterhin stattfinden und ausgebaut werden soll.
In Deutschland gibt es sehr genaue Statistiken über die
Ausbildungen und Schulabschlüsse von jungen Frauen. Diese sprechen eine klare
Sprache: Mädchen haben im Schnitt die besseren Schulabschlüsse und Noten!
(Quelle: Statistisches Bundesamt). Unser Nachbarland ist da mit hoher
Wahrscheinlichkeit auch kein Einzelfall.
Trotz dieser guten Schulabschlüsse entscheiden sich Mädchen aber
leider immer noch überproportional für „typische Frauenberufe“. Das deutsche
Statistische Bundesamt hat in Erhebungen zum Jahr 2004 festgestellt, dass 50%
der Mädchen ihre Wahl nur unter 10 (von 360 möglichen!) Ausbildungsberufen im
dualen System treffen. Unter diesen 10 Berufen – dem eingeschränkten
Auswahlangebot, welches diese Mädchen nutzen – ist dann auch kein einziger
naturwissenschaftlich-technischer Art. Offensichtlich damit in Zusammenhang
stehend, arbeitet die Hälfte der Frauen auch nur in 5 von 87
Berufsgruppen.
Dort setzt die Initiative Girl’s Day an! Die Aktion will dieser
Berufswahl-Tendenz entgegenwirken! Dadurch, dass junge Mädchen auch andere
Berufsfelder kennen lernen und ausprobieren dürfen, möchten die OrganisatorInnen
eine erweiterte Ausschöpfung der Berufsmöglichkeiten durch die Mädchen
fördern.
Dass es im Jahre 2006 immer noch große Lohnunterschiede gibt,
ist ein offenes Geheimnis. Vor allem in „weiblichen“ Berufsfeldern wird
schlechter bezahlt. Im EU-Durchschnitt (EU der 15 Länder) liegt der
Lohunterschied immerhin bei 16%, was auch Sie, sehr geehrte Herren der AHL,
nicht verleugnen können. (Für Ergebnisse einzelner Länder siehe EU-Kommission
2004:19.)
Der Girl’s Day soll dementsprechend den Mädchen auch die
Verdienstmöglichkeiten in den einzelnen Berufen aufzeigen. Laut der deutschen
„Hans Böckler Stiftung“ verfestigt die traditionelle Berufswahl die
Einkommenskluft da in „Männerbranchen“ wie Chemie, Bau oder Druck die Lohntarife
im Durchschnitt deutlich höher liegen als in von Frauen dominierten
Branchen.
Für Thomas Hinz (Uni Konstanz) und Hermann Gartner (IAB –
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) sind „Lohnunterschiede in
modernen Erwerbsgesellschaften eine wichtige Quelle für soziale Ungleichheit“.
Genannte Fakten und Aussagen sprechen für sich.
Abschließend sei bemerkt, dass der Erfolg der Initiative Girl’s
Day nicht von der Hand zu weisen ist (siehe dazu die Evaluation des Projektes
durch das Cid-femmes). Zur weiteren und ausführlichen Information bezüglich der
Aktion verweise ich auf die Internetseiten www.girls-day.lu und www.girls-day.de.
Weiterhin möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, sehr geehrte
Herren der AHL, dass Ihre Argumentation – auch bezüglich der neuerlichen
Bemühungen der unterstützenden Ministerien, im Sinne des Gleichstellungsansatzes
den Aspekt „Boy’s Day“ mit in die Aktion einzubeziehen – jeglichem konstruktivem
Beitrag zur Förderung und Verbesserung der Berufsorientierung der Jugendlichen
entbehrt. Letzteres ist politisch und sozial ein großes Anliegen in unserem
Land, weshalb Aktionen wie der Girl’s Day – Boy’s Day absolut notwendig und
begrüßenswert sind.
Wir bitten Sie, sich als Leser dieser Stellungnahme und anhand
der angeführten Zahlen und Argumentation, Ihr Bild der aktuellen Realitäten zu
überdenken.